01.03.2023
"Gott ist Licht, in ihm ist keine FInsternis"

Wie lässt sich das Geheimnis und die Wirkung von Licht beschreiben? Darüber denkt Senior Dr. Matthias Rein anlässlich der Eröffnung der Austellung "Kalymma" am 25. Februar in der Michaeliskirche nach.   

Wir erleben an diesem Nachmittag das Licht und seine Resonanzen auf verschiedene, auf vielfältige Art. Für einen Architekten ist das leicht. Er baut ein Haus, er setzt Fenster ein. Er fängt das reale Licht ein und führt es. In den Räumen seines Hauses wird das Licht wahrnehmbar, erlebbar.
Ein schönes Beispiel: die Michaeliskirche. Gebaut vor 700 Jahren. Nicht die dicken Mauern stehen im Mittelpunkt des Kirchbaus. Die übergroßen Fenster bestimmen den Raum. Sie holen das Licht herein. Das Sonnenlicht wandert durch den Raum, durchschreitet ihn, verändert ihn, inszeniert ihn. Und ich stehe mitten drin, umfangen, umhüllt von Licht. So wie Menschen seit 700 Jahren.
Für einen Musiker ist es leicht, Licht erfahrbar zu machen. Der Ton hebt an, gewinnt an Fülle, erfüllt den Raum. Unsichtbar und doch unglaublich präsent. Er durchdringt unsere Körper. Er klingt klar, hell, leuchtend, glänzend. Schwingungen, die berühren, durchdringen, erfüllen, bewegen.
Wie kann man Licht mit Worten beschreiben? Ich mache mich auf die Suche in der Heiligen Schrift. Gott ist Licht und in ihm ist keine Finsternis. So heisst es da. (1Joh 1,5) Du, Gott, hüllst dich in Licht wie in ein Gewand. (Ps 104,2) Licht ist dein Kleid, das du anhast.Siehe, es breitet sich sein Licht um ihn und bedeckt die Tiefen des Meeres. (Hi 36,30)
Gott und das Licht – das gehört zusammen. Und weiter: Ich, Gott, bilde das Licht und schaffe die Finsternis. (Jes 45,7) Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. (Gen 1,3f) Das Licht geht von Gott aus und das Licht ist gut.
Und wir Menschen? Der Herr ist mein Licht und mein Heil. (Ps 27,1) In deinem Lichte sehen wir das Licht. (Ps 36,10) Das Licht scheint in die Finsternis, und die Finsternis hat es nicht ergriffen. (Joh 1,5) Das Licht ist gut, das Licht ist Leben, ist Wahrheit, ist Erkenntnis. Wer im Licht wandelt, wie Gott im Licht ist, der wandelt nicht in der Finsternis, der lügt nicht. Der lebt in der Wahrheit.
Worte vom Licht. Worte von Gott und den Menschen. Wer Maler ist, liebe Freunde, hat es leicht. Er malt einfach das Licht. Eberhard Ross fängt das Licht in seinen Bildern ein. Er trägt Farbschicht um Farbschicht auf. Farben fließen ein. Geritzte Lineaturen schaffen plastische Tiefe.
Die Lichtbilder wirken. Sie schaffen eine Aura. Sie haben Kraft. Sie haben das Licht gespeichert und setzen die Kraft des Lichtes frei. Verstärkt wird die Wirkung durch den Hintergrund des schwarzen Tuches. Das Licht verbindet Himmel und Erde. Es kommt vom Himmel und es ist auf Erden sichtbar, spürbar. Es wirkt. Und es ist zugleich transzendent.
Eberhard Ross ergründet als Maler Wesen und Eigenschaften des Lichtes. Er erlebt das Licht als Geschenk, als Geschenk des Himmels und er gibt dieses Geschenk weiter. Der Apostel Paulus fasst das göttliche Geheimnis und das Wirken des Lichtes unter uns Menschen in wunderbare Worte.
„Gott, der da sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass die Erleuchtung entstünde zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.“ (2Kor 4,6) „Wir alle aber spiegeln mit aufgedecktem Angesicht den Glanz des Herrn wider, und wir werden verwandelt in sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern von dem Herrn, der der Geist ist.“ (2Kor 3,18)
Herzlichen Dank an Eberhard Ross, dessen Lichtbilder uns in dieser Passionszeit in der Michaeliskirche leuchten.