Kunst und Reformation

Luther zählt „Bilder, Glocken, Messgewand, Kirchenschmuck, Altarlicht und dergleichen“ unter die Adiaphora, also die Dinge, die für die Kirche weder ge- noch verboten sind: man kann, aber man muss nicht. Von Bilderstürmerei hielt er bekanntlich nichts. Aber ein im heutigen Sprachgebrauch „kunstsinniger“ Mensch war Luther nicht: wenn er von den Künsten sprach, meinte er die „sieben freien Künste“, die er zu studieren empfahl, und bei einem Gemälde interessierte ihn nicht die Ästhetik, sondern der Inhalt. Er schätzt Bilder als Gedächtnisstützen, ja weiß, dass der Mensch nichts ohne Bild denken und verstehen und daher auf innere Bilder nicht verzichten kann. Die bedeutendste Neuschöpfung der lutherischen Kunst ist übrigens die Darstellung der Rechtfertigungslehre auf Altarbildern, so auf dem Reformationsaltar in der Wittenberger Stadtkirche. Bis in der Neuzeit haben sich Künstler immer wieder von reformatorischen Grundideen inspirieren lassen.