02.05.2019
Dienst am Nächsten: Die Stadtmission wird 100

1918 wurde die Ev. Stadtmission in Erfurt gegründet. Auch heute noch, 100 Jahre später, dient die Arbeit der Stadtmission dem Wohl der Menschen der Stadt Erfurt und ihrer Kirchengemeinden.

Von Andreas Lindner

Die Zeit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, die damit einhergehende Wohnungsnot und soziale Orientierungslosigkeit in den Stadtmauern Erfurts wurden zum Anlass der Gründung einer evangelischen Hilfseinrichtung für bedürftige Menschen im Jahr 1918. Durch den 1. Weltkrieg verschlechterte sich die Lebenssituation vieler Menschen, Familien wurden in Einsamkeit und Armut getrieben. Die ersten Hilfszuwendungen richtete die Stadtmissionsarbeit an arbeitslose und verwitwete Frauen, die mit der veränderten Lebensweise nicht zurecht kamen. Zwei Diakonieschwestern, die von der Berliner Stadtmission gekommen waren, nahmen ihre Arbeit auf. Später wurde eine verstärkte Fürsorgearbeit aufgebaut, die einer staatlichen Förderstruktur unterlag - ein wesentlicher Baustein stadtmissionarischer Arbeit. Die Verbreitung der Schriftenmission und Gründung verschiedener Bibelkreise für Interessierte fand regen Zuspruch. Hilfestellung in der Inflationszeit, Armenspeisung und andere Angebote, um die stetig wachsende Armut und Lebensunsicherheit zu mildern, ergänzten das Angebot der Stadtmission. 

Nach dem 2. Weltkrieg kamen Betreuungsaufgaben gegenüber Behinderten, Kriegsversehrten und Heimatlosen dazu. Der Arbeit der Stadtmission wurde immer weiter ausgebaut und wuchs in Erfurt zu einer evangelischen Größe im Bereich des sozialen Engagements.

Die Gehörlosenarbeit, die Arbeit mit Sehschwachen und Blinden, die Körperbehindertenkreise, Kleiderkammer und Suppenküche kamen später hinzu.

Weiterhin wurde auf die Problematik der Obdachlosen und Suchtgefährdeten gesehen und Hilfsangebote eingerichtet. Christliche Kulturangebote in der Michaeliskirche und im Johannes Lang Haus fanden ihr Publikum. Alle Arbeitsbereiche der Stadtmission standen immer auch unter dem Aspekt der sozialpolitischen Praxisbewältigung aus christlicher Sicht. Das machte die Stadtmission zum einem zuverlässigen Partner in ökumenischer und kommunaler Hinsicht.

Durch die letzen Monate der Kaiserzeit, durch die Weimarer Republik, die Zeit des Nationalsozialismus, durch die Jahre der DDR und durch die gegenwärtige Zeit in der Bundesrepublik Deutschland hat die evangelische Stadtmission ihren engagierten diakonischen Dienst am Nächsten konsequent verfolgt und durch gehalten - trotz vieler Veränderungen auf diesem langen Weg, auch in schwierigen Zeiten. Dank Gottes Segen und Hilfe.