22.02.2023
Gott will nicht Krieg: Gebet für Andrej

Wie mag es Andrej gehen? Darüber macht sich der Senior des Kirchenkreises, Dr. Matthias Rein, Gedanken. Andrej kam im Sommer 1999 in die Familie Rein nach Mecklenburg, als Au-pair. Damals war er 24 Jahre alt.

Ein Jahr lang betreute er liebevoll unseren 18 Monate alten Sohn. Andrej stammte aus Luhansk im Donbass. Der Vater war Ukrainer und seit dem Einsatz bei der Katastrophe in Tschernobyl 1986 schwer krank. Die Mutter Russin. Sie arbeitete als Buchhalterin in einer Getreidemühle und versorgte die Familie. Die Ferien verbrachte Andrej bei den Großeltern in Russland. Er erzählte viel von Zuhause und war neugierig auf das Leben in Deutschland. Wie mag es ihm jetzt gehen? Er ist jetzt 48. Steht der Wohnblock noch, in dem er aufwuchs? Hat er beim sogenannten Referendum für den Anschluss seiner Region an Russland gestimmt? Lebt er noch?
Vor einem Jahr begann die Invasion der russischen Armee gegen die Ukraine. Die Soldaten sollen das Land von einem „faschistischen Regime“ befreien und die „Werte der russischen Welt“ bringen. Seit einem Jahr zerstören russische Raketen ukrainische Wohnhäuser, Schulen, Krankenhäuser, Stromversorgungseinrichtungen, Museen und Kirchen. 100.000 Menschen wurden getötet, keiner weiß es genau, Millionen sind geflohen.
Wir sind entsetzt. Dieser Angriffskrieg ist Unrecht. Er schafft weder Recht noch Frieden. Seit dem Februar 2022 sind auch Erfurter Christinnen und Christen eng mit den Menschen in der Ukraine verbunden. Sie spenden, sie besorgen Wohnraum, Sprachunterricht und Arbeitsmöglichkeiten, sie helfen den Kindern und Jugendlichen. Sie beten mit den Ukrainern und für die Menschen in der Region. Und sie ringen um die Frage, wie dieser Krieg beendet werden kann. Raketenabwehr rettet Leben. Wie viele Tote soll es noch geben? Wie kommen Verhandlungen in Gang? Was ist gerecht? Gott will nicht Krieg, Tod und Gewalt. Gott will Recht, Schutz der Schwachen und Frieden. Das bewegt uns heute, am 24.2.2023, ein Jahr nach dem Einmarsch. Wir beten für die Opfer. Wir beten um Frieden. Ich denke auch an Andrej und bete für ihn.