20.10.2023
Rechtspopulismus Thema beim Konvent des Kirchenkreises: "Die Erzählung von der Krise der Demokratie verfängt"

Der Umgang mit rechtspopulistischen Strömungen in Gemeinden, Gruppen und im gesellschaftlichen Umfeld war Thema beim Konvent der MitarbeiterInnen des Kirchenkreises.

Als Referenten und Gesprächspartner hatte der Kirchenkreis Superintendent Andreas Schwarze aus Nordhausen und den Erfurter Politikwissenschafter Prof. Dr. André Brodocz eingeladen.
Schwarze berichtete aus aktuellem Anlass aus Nordhausen. Dort hatte kürzlich ein Bürgerbündnis quasi im letzten Moment verhindert, dass ein AfD-Kandidat im Rahmen einer Stichwahl auf dem Stuhl des Oberbürgermeisters Platz nimmt. „Haltung zeigen und sagen, wofür man steht“, das war nach Andreas Schwarzes Einschätzung das Rezept, mit dem die engagierten Bürger*innen aus der Stadtgesellschaft die Wahl eines rechten Populisten zum Stadtoberhaupt erfolgreich verhindern konnten.
„Rechtspopulisten machen sich die Erzählung von der Krise der Demokratie zu eigen, nutzen diese im öffentlichen Raum geschickt und verhindern gezielt konstruktive Lösungen“, erläuterte Prof. André Brodocz von der Uni Erfurt. Er legte offen, wo und wie Rechtspopulisten ihre Wähler*innen rekrutieren. Demnach gibt es zwei Gruppen, bei denen die Rechtspopulisten erfolgreich sind. Neben „echten“ Anhängern rechter Ideologien seien es vor allem Menschen, die von der Demokratie und ihren komplizierten Mechanismen enttäuscht seien, so Brodocz.
In der vorgeschalteten Gruppenarbeit war deutlich geworden, wie groß der Gesprächsbedarf in Sachen Rechtspopulismus ist. Angst, Verunsicherung, Frust auf „die da oben“, Rassismus, die Sorge vor Wohlstandsverlust und einem überforderten Staat begegnen auch Pfarrer*innen, Gemeindepädagog*innen und Kantor*innen im beruflichen und privaten Umfeld ständig.
Was bleibt für die Kirche angesichts der Lage zu tun? Im Gespräch bleiben, sich nicht auf die moderierende Rolle beschränken und „Haltung zeigen“, wenn rassistische, menschenfeindliche und rechtsextremistische Positionen geäußert werden, das sei ein Weg, mit der Krise umzugehen.
Zu Beginn des Konvents war in einer Andacht der Opfer von Gewalt und Terror in der Ukraine und in Nahost gedacht worden.
Lesen Sie hierzu ein Statement der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Thüringen e.V..