14.09.2016
Reformationsgedenkjahr 2017 wirft starkes „Licht auf Luther“

Für den Evangelischen Kirchenkreis Erfurt wird Martin Luther im Zentrum des Reformationsjubiläums stehen. Seine Studentenwohnung im Lateinischen Viertel, das Augustinerkloster, in das er nach seinem Gewitter-Erlebnis bei Stotternheim eintrat, der Dom, in dem er zum Priester geweiht wurde: An authentischen Orten wird auch heute spürbar, was Luther im Denken und Glauben prägte.

Was sein Glauben und Denken für Christen und Nichtchristen heute, für das Zusammenleben aller Menschen in in Deutschland bedeutet, will der Erfurter „Kirchentag auf dem Weg“ am Himmelsfahrtswochenende vom 26.–28. Mai 2017 besonders beleuchten. Sein Motto „Licht auf Luther“ verbindet die Reformationszeit mit der Gegenwart:

  • Der Schwerpunkt „Evangelisch heute!“ buchstabiert, was ostdeutsche Christen in der am meisten säkularisierten Region weltweit zu sagen haben.
  • Dabei rückt die Ökumene besonders in den Fokus: Schon seit 1530 regelt ein Vertrag die Beziehungen zwischen katholischer und evangelischer Kirche in Erfurt – Vorgeschichte eines guten Zusammenwirkens heute!
  • Das Programm würdigt aber auch den Dialog zwischen der Jüdischen Landesgemeinde Thüringens und den Kirchen vor Ort; er versucht nach den Pogromen und mit Luthers Judenfeindschaft im Rücken vertrauensvolle Neuanfänge.

Schon jetzt freut man sich im Evangelischen Kirchenkreis auf Höhepunkte des Erfurter Kirchentags auf dem Weg:

  • Himmelfahrts-Familienkaffee. 500 Thüringer Kuchen aus 50 Gemeinden

Was macht der Thüringer an einem freien Nachmittag? Er sitzt „schön“, trinkt Kaffee und isst selbstgebackenen Kuchen. Zum Kirchentag passiert das ganz groß: Auf dem Domplatz, der guten Stube Erfurts, laden 500 Thüringer Kuchen aus 50 Kirchengemeinden am Fest Christi Himmelfahrt ab 15 Uhr zu Kaffeeklatsch und Gesprächen bei Musik und Chorgesang.

  • Ökumenischer Familiengottesdienst eröffnet den Kirchentag

Um 18.30 Uhr geht es auf dem Domplatz offiziell los: Rosemarie Wenner, die Bischöfin der Evangelisch-Methodistischen Kirche in Deutschland, und Propst Christian Stawenow von der Propstei Erfurt-Eisenach feiern mit den Erfurtern und ihren Gästen aus nah und fern Eröffnungsgottesdienst. Ab 20 Uhr singen Erfurter Gospelchöre ein eigens für diese Nacht erarbeitetes Repertoire, begleitet von der Nerly Bigband.

  • Erfurt tafelt. Ein Fest für alle

Die Vielfalt und Lebensfreude der charmanten Thüringer Hauptstadt im Zentrum Deutschlands: Margot Käßmann, die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche Deutschlands, eröffnet eine große Tafel, an der alle Platz haben, mit Speisen und Leckereien, mit der Möglichkeit in Kontakt zu kommen, sich kennenzulernen – jenseits von Religion und Weltsicht, Herkunft und Geschlecht, einfach von Mensch zu Mensch. Mit Musik aus Ost und West, Nord und Süd und mit Gesprächsimpulsen von Einheimischen wie internationalen Gästen.

  • Auf den Spuren Luthers in Erfurt

Hier wurde die Reformation gebildet. Nicht nur die Studentenwohnung Luthers sind heute zu besichtigen. Das Hauptgebäude der alten Universität, inzwischen Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, beherbergt das Kirchentagszentrum „Familie, Lebenslagen und Geschlecht“. Die Augustinerkirche, in der sich Luther in Demut vor dem Altar auf den Boden warf, ist „Geistliches Zentrum“, Ort lebendiger evangelischer Frömmigkeit. Am Donnerstagabend wirft der Lichtinstallations-Künstler Ingo Bracke über das Kloster und die Augustinerkirche „Licht auf Luther“.

  • Aus einer Wurzel. Juden und Christen

Erfurt ist mit seiner mittelalterlichen Synagoge und dem jüdischen Gold- und Silberfund eine Schatztruhe jüdischer Religion und Kultur, kennt aber ebenso eine Geschichte der Pogrome vom Mittelalter bis zum Brand der Neuen Synagoge 1938. Luthers Hetze gegen die Juden trug dazu bei. Heute ist der Dialog zwischen der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen und den Kirchen vor Ort der Versuch eines vertrauensvollen Neuanfangs. Bemerkenswert: Die Jüdische Gemeinde öffnet ihr Kultur- und Begegnungszentrum für ein Zentrum „Juden und Christen“.
Luther hatte es strikt abgelehnt, Josel von Rosheim, den Vertreter der jüdischen Gemeinden, zu begegnen. Zum Kirchentag gibt es zu den beiden je eine bemerkenswerte Ausstellung an getrennten Orten. Musik hat die Gabe Getrenntes zu verbinden: Das „Erfurter Klezmerorchester“ wird absolutes Highlight.

  • Geblitzt! Mit Luther auf dem Weg von Stotternheim nach Erfurt

Neben dem Geist wird beim Kirchentag auf dem Weg auch der Leib angesprochen: Sportlich Aktive wie Familien sind eingeladen, vom „Blitzstein“ in Stotternheim auf alten Straßen und Wegen in die Stadt bis zum Augustinerkloster zu laufen, zu radeln, wandern oder zu pilgern, und dabei spirituelle Orte am Wege zu erkunden. Kulturelle und geistliche Impulse u.a. mit Katrin Göring-Eckardt sowie Wegzehrung warten auf die „Pilger“.