08.05.2019
Vordenker der kirchlichen Friedensbewegung wird 90

„Ein Vorbild für aufrechten Gang und christliche Freiheit, für unerschrockenes und beharrliches Eintreten für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“, so beschreibt Landesbischöfin Ilse Junkermann den Erfurter Propst i.R., Dr. Heino Falcke, der am Sonntag in Erfurt seinen 90. Geburtstag feiert. Falcke gilt als einer der profiliertesten Theologen in Mittel- und Ostdeutschland und Vordenker der kirchlichen Friedensbewegung.

Mit einem Gottesdienst in der Erfurter Augustinerkirche und einem Empfang ehrt die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) am 12. Mai Propst i.R. Dr. Heino Falcke zu seinem 90. Geburtstag. Den Festvortrag zum Thema „Friedensarbeit und Friedenszeugnis der Kirchen in der DDR und die Welt-Unordnung des 21. Jahrhunderts“ hält der katholische Theologe Joachim Garstecki (Magdeburg), ein langjähriger Weggefährte Falckes. Landesbischöfin Ilse Junkermann, die für die EKM zu dem Empfang eingeladen hat, freut sich, dass neben dem Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow auch der Ratsvorsitzende der Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Heino Falcke die Ehre erweist.

Propst i. R. Dr. Dr. h. c. Heino Falcke, so die genaue Bezeichnung, wurde am 12. Mai 1929 in Riesenburg (Westpreußen) geboren. Er studierte nach Kriegsende Evangelische Theologie in Berlin, Göttingen und Basel und arbeitete als Wissenschaftlicher Assistent bei Karl Barth. Anschließend war er fünf Jahre als Gemeindepfarrer, danach zehn Jahre als Direktor des Predigerseminars in Gnadau bei Magdeburg tätig. 1973 wurde er zum Propst des Sprengels Erfurt-Nordhausen berufen, den er bis zu seinem Ruhestand 1994 leitete. Auch in dieser Position verlor er nie den Kontakt zur Basis, er pflegte einen engen Kontakt zu den Gemeinden und ihren Mitarbeitenden und ermutigte sie zu ihrem öffentlichen Auftrag, auch in der Diktatur.

In seinem Vortrag „Christus befreit – darum Kirche für andere" vor der Synode des DDR-Kirchenbundes im Jahr 1972 trat er für einen „verbesserlichen Sozialismus" ein, in dem eine „verbesserliche Kirche" einen wichtigen Auftrag habe. Dieses Plädoyer für politische Freiheit und gesellschaftliche Mündigkeit hat viele bestärkt, aber auch innerkirchlich kontroverse Diskussionen und staatlichen Widerstand ausgelöst. Immer wieder rief Falcke die Christen im Land zu „konkret unterscheidender Mitarbeit" und zu „kritischer Solidarität" mit der DDR-Gesellschaft auf. Vor allem die Friedens- und Umweltgruppen ermutigte er immer wieder zur Mitarbeit in Kirche und Gesellschaft. Auf der VI. Vollversammlung des ÖRK 1983 in Vancouver brachte er den Antrag für die Vorbereitung eines Friedenskonzils ein. 1988/89 war er stellvertretender Vorsitzender der Ökumenischen Versammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in der DDR.

1983 lud die westdeutsche Friedensbewegung Falcke als Redner zur großen Friedenskundgebung in den Bonner Hofgarten ein. Die Universität Bern ehrte ihn 1984 mit der theologischen Ehrendoktorwürde. In den 90er Jahren gehörte Falcke zu den Initiatoren der „Erfurter Erklärung", die eine neue, gerechtere Politik in Deutschland forderte. Bis heute setzt er sich für Frieden und Gerechtigkeit ein, wie erst jüngst im „Ökumenischen Appell für einen deutschen Beitritt zu dem UN-Vertrag zum Verbot von Atomwaffen“ (Quelle: EKM).