Mainz

Besuch in Mainz am am 23. und 24. Oktober 2015

20 Jahre nach Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages zwischen dem Dekanat Mainz und dem Kirchenkreis Erfurt besuchte eine Delegation des Kreiskirchenrates die Mainzer Freunde.

Die aktuellen Themen sorgten für einen intensiven Austausch: die Hilfen für ankommende Flüchtlinge, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der evangelischen Arbeit in und mit Kindertagesstätten sowie die Vorbereitung des Gedenkens der Reformation vor 500 Jahren.

Eines steht schon fest: Die Mainzer evangelischen Christinnen und Christen werden sich aktiv in die Gestaltung des „Kirchentages auf dem Weg“ 2017 in Erfurt einbringen.

Daneben besichtigten die Gäste die spektakulären Ausgrabungen in der evangelischen Johannes-Kirche mitten im Stadtzentrum in der Nähe des katholischen Doms. Dort sind Mauern einer Kirche aus merowingischer Zeit um 660/670 n.Chr. zu sehen.

In der Christuskirche besuchte man die "Himmelsleiter“, eine Kunstinstallation.

Dr. Birgit Pfeiffer vom Mainzer Dekanat: „Wir hatten eine schöne, anregende Zeit zusammen und freuen uns, dass die Partnerschaft auch in der nächsten Generation der Leitungen lebendig und vielgestaltig gelebt wird. Für 2016 und für den Kirchentag 2017 in Erfurt haben wir uns schon verabredet.“


Rückblick 2005: Kirchenkreis Erfurt und Dekanat Mainz feiern zehn Jahre Partnerschaftsvertrag – Empfang im Mainzer Rathaus
»Wir können voneinander lernen«

MAINZ. Vor genau zehn Jahren wurde im Augustinerkloster zu Erfurt ein Partnerschaftsvertrag zwischen dem Dekanat Mainz und dem Kirchenkreis Erfurt unterzeichnet. Aus diesem Anlass war eine Delegation aus Erfurt in Mainz zu Gast. Zum Rahmenprogramm mit Festgottesdienst und Führungen gehörte auch ein Empfang beim Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel.

Als der Partnerschaftsvertrag 1995 geschlossen wurde, wünschte sich der Präses des Kirchenkreises Erfurt, Volkmar Kästner, dass die Partnerschaft »keine Einbahnstraße, sondern ein in beiden Richtungen viel begangener Weg« werde. Seither ist dieser Weg vielfach beschritten worden, es entwickelte sich ein reger Erfahrungs- und Informationsaustausch. »Dies ist wirklich keine Einbahnstraße geworden«, bestätigte der Mainzer Dekan Jens Böhm. »Ich staune bei jedem Besuch in Erfurt, wie viel sich verändert und wie die Erfurter es verstehen, trotz leerer Kassen Kirche zu gestalten – wir können wirklich viel voneinander lernen.« Auch der Prosenior des Erfurter Kirchenkreises, Pfarrer Martin Remus, betonte: »Wir haben schnell eine gemeinsame Sprache gefunden und gemerkt, dass uns ähnliche Fragen, Sorgen und Freuden bewegen.«

Im Rahmen eines Festgottesdienstes in der Johanniskirche erinnerte Böhm daran, dass es auch vor dem Mauerfall Partnerschaften zwischen Gemeinden gegeben habe. Damals seien allerdings die Rollen meist festgelegt gewesen: »Dann hat der große Bruder den kleinen Bruder unterstützt«, so Böhm. »Heute brechen diese Rollen auf, mitunter verkehren sie sich sogar.« Der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel (SPD) freute sich, die Gäste aus der Partnerstadt im Rahmen eines Empfangs im Rathaus begrüßen zu können. Die Partnerschaft zu Erfurt stünde heute auf selbstständigen Füßen und werde von vielen Institutionen und Verbänden gepflegt, so Beutel. »Ich weiß, dass sich der Kirchenkreis Erfurt gerade im sozialen Bereich sehr engagiert«, so Beutel.

Prosenior Remus bedankte sich für den Empfang und überreichte dem Oberbürgermeister eine handliche Lutherbüste: »Es ist und bleibt ein Wunder, dass wir uns hier so begegnen können«, sagte Remus im Hinblick auf die Deutsche Einheit. Die Mainzer Präses Birgit Pfeiffer betonte die gesellschaftliche und soziale Relevanz der Evangelischen Kirche in Erfurt wie in Mainz: »Wir sind kein exklusiver Club, sondern in der Mitte der Gesellschaft und tragen Verantwortung für Menschen in unserer Umgebung.« Die Kirche wolle der Stadt auch in finanziell schwierigen Zeiten bei ihren sozialen Aufgaben ein verlässlicher Partner bleiben.


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Historische Beziehungen zwischen Erfurt und Mainz
Über 1000 Jahre war die Geschichte Erfurts eng mit dem Erzbistum bzw. Kurfürstentum Mainz verbunden. Seit 1988 sind Erfurt und Mainz Partnerstädte.


Einen Eindruck von der Realität der Städtepartnerschaft im Mai 1989 vermittelt dieser Bericht vom 3. Mai 1989, der den Besuch der Mainzer Delegation unter Leitung des Sozialdezernenten Willi Abts im Erfurter Rathaus schildert. Der Stellvertreter des Erfurter Bürgermeisters betont, dass Erfurt "seine Verpflichtungen aus dem Vertrag voll erfüllen (werde). Darüber hinaus sei derzeit nichts möglich." "Vorbedingung sei jedoch, daß die BRD die DDR-Staatsbürgerschaft anerkenne."

Und: "Seit dem 8. Parteitag der SED im Jahre 1971 praktiziert die DDR die Perestroika."
Zur Erinnerung: Im Mai 1989 fanden die Kommunalwahlen statt, deren Ergebnis sich dann als Fälschung erwies. Siehe dazu auch hier!