10.05.2020
Der 8. Mai 1945: Leid, Befreiung und Hoffnung auf eine bessere Zukunft

„Wir gedenken der Schuld“- so lautete eine Passage der Fürbitte, die Mitglieder des ökumenischen Friedensgebetskreises der Erfurter Lorenzgemeinde bei einem Gottesdienst in der Ruine der Barfüßerkirche in Erfurt anlässlich des 8. Mais verlasen. „Die Schuld lastet auf unserem Land, und wir tragen mit an der Verantwortung, dass das nie wieder geschieht“, hieß es weiter in dem Gebet.

Mehr als 50 Millionen Tote, Flucht und Vertreibung weltweit, unvorstellbare Zerstörungen und die gezielte Vernichtung der Juden im Holocaust - der von Deutschland ausgegangene 2. Weltkrieg wird für immer mit der deutschen Geschichte verbunden sein. Auch in Erfurt, das rückblickend vergleichsweise glimpflich davon kam, war der Krieg spürbar: 1400 Menschen kamen allein bei den 27 Luftangriffen zwischen Juli 1944 und März 1945 ums Leben, 23 000 Erfurterinnen und Erfurter verloren ihr Obdach. Sichtbares Zeichen für die Bombenangriffe durch die Alliierten ist die Ruine der Barfüßerkirche, wo der ökumenische Gedenkgottesdienst am vergangenen Freitag stattfand. Bis zu ihrer Zerstörung durch einen Bombenangriff im Jahre 1944 zählte die Barfüßerkirche zu den bedeutendsten Kirchenbauten Erfurts.
Zeitzeuge Dieter Oberländer berichtete in dem Gottesdienst in starken Bildern von seinen Erlebnissen in den letzten Kriegstagen in Erfurt. Die Amerikaner in der Stadt, Haus- und Wohnungsdurchsuchungen, die Angst vor den Sowjetsoldaten und die Schokolade, die die Amerikaner auf dem Domplatz an die Kinder verteilten, so die Erinnerungen Oberländers,  der sich heute als Pazifist bezeichnet. Auch der Senior des Kirchenkreises Erfurt, Dr. Matthias Rein, erzählte von seiner Familie in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945. Seine Mutter, Jahrgang 1934, begab sich gemeinsam mit ihrer Mutter, Großmutter und den Schwestern auf den Treck von Westpreußen nach Mecklenburg. Das damals Erlebte präge die Familie bis heute. „Wir haben wahrlich keinen Grund, uns am heutigen Tag an Siegesfeiern zu beteiligen. Aber wir haben allen Grund, den 8. Mai 1945 als Ende eines Irrweges deutscher Geschichte zu erkennen, das den Keim der Hoffnung auf eine bessere Zukunft barg“, sagte Rein in seiner Ansprache. Der 8. Mai, ein „vielschichtiges Datum, das Worte wie Leid, Schuld, Erleichterung, Befreiung, Hoffnung auf bessere Zukunft“ beinhalte. 

Lesen Sie hier die Ansprache und das Fürbittengebet!