20.04.2018
Einladung zum "Tag der offenen Klöster" mit den Erfurter Augustinern

Was genau ist eigentlich Ökumene, fragen sich viele kirchenferne Menschen. Und kann die jahrhundertealte Trennung zwischen evangelischer und katholischer Kirche jemals überwunden werden? Wenn ja: Wie? Beim morgigen bundesweiten "Tag der offenen Klöster" ist Gelegenheit, mehr zu erfahren über die spannende Zusammenarbeit zwischen der evangelischen Reglergemeinde und den katholischen Augustinermönchen.

In der Reglergemeinde in der Bahnhofstraße in der Innenstadt von Erfurt ist „Ökumene“ mehr als eine Überschrift. Hier wagen der harte Kern der 2300 evangelischen Gemeindemitglieder und vier katholische Priester vom Orden der Augustiner seit Advent 2016 ein spannendes Experiment: Sie leben Ökumene. Die gemeinsame Nutzung der Reglerkirche ist da noch der einfachste Part. In den zurückliegenden Jahren haben sie geschafft, wovon Christen weltweit träumen: Nicht Misstrauen und die Erfahrung von Verletzungen beim Umgang mit der jeweils anderen Konfession vornan zu stellen, sondern christliches Leben gemeinsam zu gestalten - ohne Vorbehalte und in liebevollem gegenseitigem Interesse.

Vor knapp viereinhalb Jahren suchten die Augustiner-Mönche, allesamt Neu-Erfurter, eine geeignete Bleibe für sich. Kein leichtes Unterfangen, das letztendlich damit endete, dass die evangelische Reglergemeinde den damals drei Männern eine Wohnung im großen Gemeindehaus am Juri-Gagarin-Ring vermietete. Seitdem haben die Mönche Pius, Jakob, Jeremias und Matthias, der vor fast einem Jahr dazukam, dort eine katholische Männer-WG.

Selbst für die welterfahrenen Mönche ist dies eine besondere Situation, leben die meisten Augustiner - 56 gibt es derzeit in Deutschland - doch in alten Klöstern, wo für das Nötigste gesorgt ist. Jetzt heißt es für die vier Männer kochen, putzen, einkaufen, Müll rausstellen. Neben ihrer eigentlichen Bestimmung, dem Leben für Gott. Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam - das sind seit jeher die Leitlinien, nach denen die Mönche vom Augustiner-Orden ihr Leben ausrichten. Ihre Wurzeln liegen weit in der Vergangenheit: Bischof Augustinus von Hippo (354 bis 430) stellte die klösterlichen Regeln aus, nach denen jetzt Matthias, Jakob, Jeremias und Pius leben.

Pfarrerin Gabriele Lipski, evangelisch und neben den vier Mönchen glühende Verfechterin des „Experiments“, wie sie selbst sagt, ist stolz auf ihre Kirchengemeinde. Diese habe sich von Anfang an offen für die vier katholischen Brüder gezeigt und ohne lange Diskussionen der gemeinsamen Nutzung von Kirche und Gemeindehaus zugestimmt. Jeden Sonntag um 13 Uhr wird beispielsweise die Heilige Messe in der Reglerkirche gefeiert. Wochentags gibt es um 12 Uhr ein ökumenisches Mittagsgebet. Dazu kommen ein gemeinsam gestaltetes Jahresprogramm, ein ökumenischer Bibelkreis und und und…

„Ja, es gibt eine Ökumene, bei der viele Grenzen keine Rolle mehr spielen“, sagt Pfarrerin Gabriele Lipski. Und Pater Jeremias ergänzt: „Keiner verliert durch die Zusammenarbeit etwas. Vielmehr gewinnen wir alle.“