22.08.2019
Klingeln, wo niemand mehr anklopft

Einsam im Alter, das gibt es auch in Erfurt. "Sempers" (Senioren mit Perspektive) heißt ein Projekt, das im Herbst in Erfurt starten soll. Die Idee: Alte Menschen, die völlig zurückgezogen leben, bekommen ein Mal in der Woche verlässlich für eine ganze Stunde Besuch. Dafür werden jetzt Unterstützer (Sempers-Engel) gesucht. 

Initiator des Projektes ist Pfarrer Martin Möslein, Inhaber der Kreispfarrstelle „Seelsorge für Menschen in Alten- und Pflegeheimen“. Vor allem in den Plattenbaugebieten in und um Erfurt lebten viele alte Menschen oftmals völlig zurückgezogen, ohne soziale Kontakte und Anschluss an das gesellschaftliche Leben, erzählt er. „Es gibt Menschen, die verlassen ihr Zuhause nur noch ganz selten, zum Beispiel für Einkäufe oder Arztbesuche“, weiß der Pfarrer. Eine Entwicklung, die längst auch in der Politik Thema ist. In der Bundesregierung wurde das Thema durch den Gesundheitspolitiker Carl Lauterbach aufs Tableau gehoben. Einsamkeit sei eine Art Volkskrankheit, die man mit gezielten Initiativen bekämpfen müsse, so der Politiker. Beispielsweise durch einen Regierungsbeauftragten für Einsamkeit.
Das hat auch die EKM erkannt: Sie hat „Sempers“ zu einem kirchlichen Erprobungsraum erklärt und gibt somit Geld in Größenordnungen für die Realisierung von "Sempers". Gera in Ostthüringen macht bereits erfolgreich vor, wie es funktioniert: Ein Mal pro Woche erhalten einsame Menschen verlässlich Besuch durch einen „Sempers-Engel“. Es sind vorab geschulte Freiwillige, die eine ganze Stunde Zeit für Gespräche mitbringen; die manchmal aber auch einfach nur da sind und zuhören.
Damit dies gelingen kann, muss erst einmal Vertrauen aufgebaut werden - eine der größten Herausforderungen bei der Realisierung des Projektes, so Martin Möslein. Damit den Sempers-Engeln in den Wohnblocks und Häusern nicht die Tür vor der Nase zugeschlagen wird, braucht es eine gute Öffentlichkeitsarbeit. Und Verbündete, die für das Projekt werden, zum Beispiel Ortsteilbürgermeister, Wohnungsbaugesellschaften und Arztpraxen. Genau das soll jetzt geschehen. Vorerst werden aber Freiwillige gesucht.

Wer mitmachen möchte, kann sich direkt bei Pfarrer Martin Möslein, Tel. 0361-43047 708 melden.